Institut für Erziehungswissenschaft

Institutskolloquium

Im Rahmen des Instituskolloquiums referiert Prof. Dr. Jens Oliver Krüger zum Thema: "Zur sprachlichen Herstellung schulischer Praxis im Kontext eines Beratungsgeschehens".
Institut für Erziehungswissenschaft
Foto: Anne Günther (Universität Jena)
Diese Veranstaltung ist beendet.
Veranstaltungseckdaten
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Beginn
Ende
Veranstaltungsart
Veranstaltung
Ort
Institut für Erziehungswissenschaft
Am Planetarium 4, 215
07743 Jena
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Im Rahmen
Kolloquium Institut für Erziehungswissenschaft
Dozent/in
Prof. Dr. Jens Oliver Krüger
Veranstaltungssprache
Deutsch
Barrierefreier Zugang
ja
Öffentlich
ja

Abstract

"Wenn Du super schlecht bist, dann ist das die beste Taktik, die man haben kann.“

Die gesamtgesellschaftlich gestiegene Bedeutsamkeit von Beratungskommunikationen macht sich auch in pädagogischen Feldern bemerkbar. Hier wird deutlich, dass sich Beratung nicht mehr nur auf eine formalisierbare, pädagogische Spezialaufgabe reduzieren lässt, sondern dass sie eine Kommunikationsform repräsentiert, die pädagogische Praxisfelder in grundlegender und sehr vielschichtiger Art und Weise durchdringt. Um die Fruchtbarkeit einer empirischen Beschäftigung mit dieser Kommunikationsform im schulischen Feld aufzuzeigen, wird das Interview mit einem Schüler analysiert, der in seiner Freizeit andere Schüler zur Steigerung ihres Schulerfolgs berät. Die Beratungskommunikation wird dabei als Modus der Reflexion schulischen Handelns in ihren Stärken und Schwächen aber auch in ihrer Standortgebundenheit transparent.

Seit den 1960er Jahren wird Beratung als „ein durchgehendes Moment der Erziehungswirklichkeit“ (Mollenhauer 1965, 35) bestimmt. 70 Prozent aller Absolvent*innen pädagogischer Studiengänge sind beratend tätig (Grunert/Krüger 2004). Auch im schulischen Kontext bemerkt man eine zunehmende Bedeutsamkeit beraterischer Kommunikationen (Schnebel 2017, 9). Beratung wird dabei nicht mehr nur als „Stütz-System“ (Aurin 1984, 13) der schulischen Praxis konzipiert, sondern als Querschittsaufgabe bzw. „als spezifische Artikulation erzieherischen Handelns in Unterricht und Schule“ (Rekus/Mikhail 2013, 30f). Es sind nicht mehr nur Lehrer*innen, die Schüler*innen oder Eltern beraten. Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen beraten sich auch mit- bzw. untereinander, und es kann zu Situationen kommen, in denen Schüler*innen ihre Lehrkräfte beraten. Im Beratungsgeschehen wird die schulische Praxis dabei unterschiedlich sprachlich hervorgebracht. Diese Hervorbringung verläuft standortgebunden und nimmt kritisch zu begutachtende Machteffekte in Kauf (Schulze 2018). In Abgrenzung zum dominanten Fokus auf Lehrer*innen als Berater*innen im schulischen Kontext, fokussiert der Beitrag auf einen Fall, in dem ein Schüler eine schulbezogene Beratungsaufgabe für sich reklamiert.