Dissertationsprojekte

Dissertationsprojekte

Die Mandatierung von UN-Friedensoperationen

Franziska Sandt, M.A.

Betreuung: Prof. Dr. Manuel Fröhlich; Prof. Dr. Christian Kreuder-Sonnen

Die Fragestellung, ob staatliche Interessen oder gar sachfremde Motive der Vereinten Nationen selbst den altruistischen Friedensgedanken der Organisation überlagern, spiegelt das Interesse des Dissertationsvorhabens in abstrakter Art und Weise wider.

Wir blicken auf Friedensoperationen, als wären sie eine funktionalistische Dienstleistung, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit zu sichern. Doch der Prozess, der hinter dieser Mandatierung steht, ist wesentlich vielschichtiger. Die Konfliktlandschaft hat sich maßgeblich verändert. Sich daraus ergebende neue Anforderungen bedingen eine angepasste Mandatierung von UN-Friedensoperationen. Gleichwohl spielen Macht und Einflussnahme eine große Rolle. Sowohl die Mitgliedsstaaten als auch die Organisation selbst sind bemüht, eigene Interessen durchzusetzen, ganz gleich ob diese einen normativen oder machtbasierten Ansatz verfolgen.

Das Konzept multidimensionaler Friedenseinsätze wird zunächst mittels einer quantitativen large-N Inhaltsanalyse am Beispiel der Einsatzresolutionen von UN-Friedensoperationen dargestellt und mögliche Trends in der Mandatierung im Hinblick auf aktuelle Krisenlagen präzisiert. Anhand einer qualitativen Analyse mittels process-tracing wird betrachtet, welche Einflussfaktoren maßgeblich sind sowie welcher kausale Wirkzusammenhang zwischen diesen besteht. Dabei stehen insbesondere die Interessen der Organisation selbst (organization-driven) sowie die ihrer Mitgliedsstaaten (memberstate-driven) im Fokus.

Es ist demnach Zielstellung der Arbeit, Entstehung, Charakter und Intention der Einsatzresolutionen multidimensionaler Friedenseinsätze zu erforschen und damit die Motivlagen hinter der Ausdifferenzierung der UN-Mandatierungen aufzudecken. Damit ist es möglich, neue Erkenntnisse zu Fragen der internationalen Sicherheit und Entwicklung beizutragen.

Global Governance in Tough Times: Authority Shifts in Transboundary Crises

Philip M. Tantow, M.A.

Betreuung: Prof. Dr. Christian Kreuder-Sonnen

Transboundary crises have profound effects on the distribution of authority in global governance. Yet, the direction in which authority shifts varies, depicting a striking empirical puzzle: The 2007/08 Global Financial Crisis led to an internationalization of authority indicated by the strengthening of multiple international organizations (IOs) including the International Monetary Fund and to an informalization of authority with the emergence of the Group of Twenty as the new orchestrator of global financial governance. The 2015 European Migration Crisis showed a renationalization of authority as European Union (EU) member states reinstated border controls and ceased to comply with EU asylum regulations. In the 2014-16 Ebola epidemic, the hesitation by the World Health Organization as the focal IO in global health governance attracted other IOs including the United Nations and the International Organization for Migration to fill the governance gap, which led to further diffusion of authority within the field. Each of these cases exemplifies crisis-induced shifts of authority in different directions. How can this variance in the direction of crisis-induced authority shifts be explained? This dissertation addresses this research question by investigating authority shifts in transboundary crises as a phenomenon that has so far been overlooked in the academic debate. Three types of crisis-induced authority shifts are analyzed: renationalization, informalization, and diffusion of authority. The dissertation employs an original framework which deduces hypotheses from different strands of institutionalist theorizing. The empirical analysis compares cases from the spheres of global financial governance, global migration governance, and global health governance, providing first insights into authority shifts in transboundary crises.

Zwischen Autoritärem Liberalismus und Demokratischem Wohlfahrtsstaat – die politisch-ökonomische Ordnung der EU im Wandel

Ann-Kristin Goldapp, M.A.

Betreuung: Prof. Christian Kreuder-Sonnen

In der Dissertation wird untersucht, inwiefern sich die politischen Entscheidungsprozesse und die verfolgte Wirtschaftspolitik der Europäischen Union im letzten Jahrzehnt verändert haben. Zur Erfassung des Wandels der politisch-ökonomischen Ordnung der EU wird ein Vergleich zwischen der EU-Politik in der Eurokrise und der Coronakrise vorgenommen. Hierfür wird ein analytischer Rahmen entwickelt, der als Grundlage für die Analyse verschiedener Krisenprogramme dient. Im Speziellen wird dabei untersucht, ob die jeweiligen Entscheidungsprozesse eher demokratisch oder autoritär geprägt waren und ob die gewählte Wirtschaftspolitik eher neoliberaler oder sozialer Natur war. Im zweiten Teil der Arbeit werden dann mithilfe einer kritischen Diskursanalyse Gründe für Veränderungen in der EU-Politik identifiziert und aufgezeigt. Der Forschungsbeitrag der Arbeit liegt in der umfassenden Darstellung und Erläuterung der Veränderungen der politisch-ökonomischen Ordnung der EU über die Jahre. Die Identifikation der treibenden Faktoren dieses Wandels ermöglicht ein besseres Verständnis der EU-Politik, aber auch der Politikgestaltung anderer transnationaler Organisationen.