Die DDR-Modezeitschrift Sibylle im Strudel der Transformation. Wie verändern sich die Frauen- (und Männer-)bilder in den frühen 1990er Jahren?
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Nach der Demokratischen Revolution im Herbst 1989 änderte sich auch die Medienlandschaft, einschließlich der Verlagsstruktur, grundlegend. Die Mode- und Kulturzeitschrift „Sibylle“ erschien von 1956 bis 1990 im Leipziger „Verlag für die Frau“. Der westdeutsche Gong-Verlag, der zur finanzstarken Sebaldus-Verlagsgruppe gehört, sicherte sich im Frühjahr 1990 durch ein joint venture ein Vorkaufsrecht und konnte die Zeitschrift 1991 von der „Treuhand“ erwerben. Die vorher so beliebte und oftmals unter dem Ladentisch gehandelte Modezeitschrift musste sich nun in einer kapitalistischen Marktwirtschaft bewähren und mit vielfältigen westlichen Medienprodukten konkurrieren. Trotz personeller Kontinuität in der Redaktion und bei den Modefotograf:innen verlor die „Vogue des Ostens“ zunehmend ihr Publikum. Immer wieder wurde das Konzept neu angepasst und 1994 versuchten die Redakteur:innen gemeinsam mit der westdeutschen Chefredakteurin Susanne Stein einen Neustart in Eigenregie. Sie wollten zurück zum anspruchsvollen DDR-Konzept. Doch fehlende finanzielle Mittel für den Druck führten bereits im Februar 1995 zum überraschenden Ende der Zeitschrift.
Ausgehend von der ersten Lehrforschung, welche die Frauenbilder in der „Sibylle“ bis zum Systemwechsel untersuchte (vgl. Scholz 2024), wurde nun erforscht, ob und wie sich die Frauen- und Männerbilder in den frühen 1990er bis Mitte der 1990er Jahre veränderten. Fand eine Anpassung an das westliche Frauen- und Männerbild statt? Bewahrte die Zeitschrift ein eigenes Profil?
In kleinen Arbeitsgruppen forschten die Studierenden mit dem Gesamtbestand von 44 Ausgaben der „Sibylle“. Sie entwickelten in vier Forschungsgruppen vertiefende Fragestellungen, eigneten sich soziologische Methoden zur Bildanalyse an und kreierten ein eigenes Forschungsdesign. Die Forschungsergebnisse wurden neben den üblichen Forschungsberichten für den Wissenschaftstransfer in weitere Formate übertragen. Zwei Forschungsgruppen entwarfen Poster, eine Forschungsgruppe produzierte einen Podcast zum individuellen Umgang mit normativen Körperidealen in der Gegenwart, eine Forschungsgruppe setzte die gefundenen acht Motivgruppen, wie Frauen und Männer gemeinsam in der Sibylle auf Mode- und Werbefotografien, aber auch in Reportagen abgebildet wurden, in einem Fotoshooting um. Die Studierenden schlüpften in die Rolle von Models und zeigen, dass die gefundenen Muster der Geschlechterdarstellungen auch 25 Jahre nach dem Ende der „Sibylle“ in der Gesellschaft verständlich und somit weiterhin wirksam sind.
Einführungstext zu den 4 Projekten von "Die DDR-Modezeitschrift Sibylle im Strudel der Transformation. Wie verändern sich die Frauen- (und Männer-)bilder in den frühen 1990er Jahren?": Download PDFpdf, 986 kb
- Vorstellung der Lehrforschung (Sylka Scholz): Downloadpdf, 825 kb
- Retraditionalisierung des Frauenbildes nach dem Fall der Berliner Mauer in der Modezeitschrift Sibylle (eine Arbeit von Charlotte Eggers, Selly Hönemann, Ana Killich Saldias und Ruth Simbürger): Downloadpng, 2 mb
- Wandel von Partnerschaft und Geschlechterleitbildern in der Wendezeit (eine Arbeit von Cynthia Borrmann, Charlotte Bosak, Helene Dannenberg, Tom Leukefeld) zum Thema : Download
Die Forschungsgruppe, bestehend aus Leni Berghofer, Louisa Köhling, Johanna Krüger und Vivian Markert, setzte die gefundenen acht Motivgruppen, wie Frauen und Männer gemeinsam in der Sibylle auf Mode- und Werbefotografien, aber auch in Reportagen abgebildet wurden, in einem Fotoshooting um.
Die Forschungsgruppe, bestehend aus Bethel Abebe, Franzi Sattelmaier, Oliver Weich und Antonia Zimmer, produzierte einen Podcast zum individuellen Umgang mit normativen Körperidealen in der Gegenwart.