Informationen für Jugendliche
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Was sind psychische Störungen?
Manchmal geht es uns seelisch richtig mies – wir sind traurig, gestresst, ängstlich oder überfordert. Das passiert jedem. Eine psychische Störung bedeutet aber, dass solche Probleme über längere Zeit so stark werden, dass sie deinen Alltag richtig durcheinanderbringen. Stell dir deine Psyche wie einen Akku vor: Ein normaler Akku wird mal leer, dann lädt man ihn wieder. Bei einer psychischen Störung bleibt der Akku aber dauerhaft fast leer – egal wie sehr du dich anstrengst.
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Typisch ist zum Beispiel:
- Du fühlst dich über Wochen extrem traurig oder leer.
- Du hast starke Ängste, die dir den Alltag schwer machen.
- Du schläfst schlecht, kannst dich nicht konzentrieren, hast ständig Stress im Kopf.
- Du hast keine Energie oder das Gefühl, dich selbst nicht mehr zu verstehen.
- Dinge, die früher Spaß gemacht haben, fühlen sich plötzlich anstrengend an.
Psychische Störungen entstehen durch viele unterschiedliche Dinge: Zum Beispiel Stress, familiäre Probleme, Traumen oder auch Erbanlagen. Aber nur, weil eine oder mehrere Ursachen vorliegen — heißt das nicht automatisch, dass man krank werden muss. Genauso gibt es Schutzfaktoren: gute Freunde, Hobbys, Unterstützung — also Dinge, die helfen, trotz Belastungen stabil zu bleiben.
Wenn solche Dinge längere Zeit andauern und dein Alltag darunter leidet — dann kann es sinnvoll sein, dir Hilfe zu holen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ganz normal — wie zum Arzt gehen, wenn man körperlich krank ist. D.h. nur weil jemand Hilfe braucht — heißt das nicht, dass er oder sie „schwach“ ist. Im Gegenteil: Wer sich Hilfe holt, zeigt Stärke und Verantwortung.
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Was passiert in einer Psychotherapie?
In der Psychotherapie redest du mit einer ausgebildeten Fachperson (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:in) darüber, was dich belastet. Die Therapeutin oder der Therapeut hilft dir, deine Gefühle & Gedanken besser zu verstehen, Strategien zu finden, um mit schwierigen Situationen umzugehen und neue Wege zu entdecken, wie es dir wieder besser gehen kann. Es geht nicht darum, dich zu bewerten oder dir zu sagen, was du falsch machst. Außerdem bleibt alles, was du mit einer Therapeut:in besprichst vertraulich — Schweigepflicht ist Standard (außer in extremen Notfällen).
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Wie läuft eine Psychotherapie ab?
1. Erstgespräch
Du erzählst, was los ist. Die Therapeut:in erklärt dir, wie das Ganze abläuft.
2. Diagnose & Planung
Man checkt gemeinsam, ob eine psychische Störung vorliegt (durch Fragen, Tests etc.). Dann entscheidet ihr zusammen, ob Therapie sinnvoll ist und wie viele Sitzungen notwendig sind. Ihr überlegt gemeinsam, was du brauchst: Weniger Angst? Weniger Stress? Mehr Selbstbewusstsein?
3. Therapiephase
Du arbeitest mit der Therapeut:in an Strategien, die dir helfen — z. B. beim Umgang mit Ängsten, negativen Gedanken oder Stress. Manche Therapien dauern nur eine bestimmte Zeit (Kurzzeittherapie), andere länger (Langzeittherapien). Manchmal kann es wichtig sein, dass deine Eltern auch mal zu einem Termin kommen, in der Regel finden die Termine aber überwiegend mit dir statt. Zudem kann es sinnvoll sein, dass du eine Gruppentherapie besuchst, insbesondere bei Themen, die andere Jugendliche ebenfalls betreffen. Wichtig: Manchmal ist es anstrengend — Gefühle können erstmal stärker werden. Langfristig bringt es aber häufig echte Verbesserung.
Die Termine einer Einzeltherapie dauern meist 50 Minuten und finden in der Regel ein- bis zweimal pro Woche statt. In Ausnahmefällen können Doppelsitzungen durchgeführt werden, welche 100 Minuten dauern. Gruppentherapiesitzungen dauern ebenfalls 100 Minuten.
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Was ist außerdem wichtig zu wissen?
Da wir eine Lehrambulanz sind, in der angehende Psychotherapeut:innen ausgebildet werden, kann es sein, dass bei einigen Terminen Psychologie-Studierende anwesend sind. Sie sammeln Erfahrungen und arbeiten immer unter Aufsicht erfahrener Therapeut:innen. Hierzu werden die Therapiesitzungen auf Video aufgezeichnet. Alle Mitarbeitenden und Studierenden sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Für die Therapie kann es sinnvoll sein, auch die Perspektive deiner Eltern und weiterer Bezugspersonen zu berücksichtigen (z.B. Lehrer:innen) oder Informationen auszutauschen (z.B. mit Ärzt:innen im Falle einer medikamentösen Behandlung). Bist du schon 15 Jahre alt, kannst du alleine entscheiden, ob du uns von der Schweigepflicht gegenüber einzelnen Personen und Institutionen entbinden möchtest. Bei Jugendlichen bis zum 15. Lebensjahr ist das Einverständnis der Sorgeberechtigten notwendig.