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Kind bei der Psychotherapie
Grafik: Adobe StockPsychotherapie ist ein großes Wort. Man spricht es so aus: Psü-cho-te-ra-pi. Wir helfen Kindern und Jugendlichen, denen es nicht gut geht. Damit du besser verstehen kannst was eine Psychotherapie ist und wobei sie helfen kann, kannst du dieses kurze Erklärvideo anschauen oder dir die Geschichte vorlesen lassen:
Erklärfilm: Emil und der Knoten im Bauch
Geschichte: Emil und der Knoten im Bauch
Emil ist eigentlich ein fröhlicher Junge. Er spielt gern draußen, baut riesige Lego-Raumschiffe und lacht viel. Doch in letzter Zeit fühlt sich etwas komisch an. Die Dinge, die ihm sonst Spaß gemacht haben, verlieren plötzlich ihren Glanz. Emil spielt kaum noch, lacht selten und liegt abends lange wach. In seinem Bauch sitzt etwas, das er sich nicht erklären kann – ein Knoten. Kein echter, sondern ein Gefühl, das auftaucht, wenn er traurig ist, wütend oder einfach durcheinander.
Besonders morgens vor der Schule wird dieser Knoten groß. Seine Eltern merken schnell, dass es ihm nicht gut geht. Eines Abends, als sie zusammen auf dem Sofa sitzen, schaut Emils Mama ihn behutsam an und sagt: „Vielleicht könnte dir eine Psychotherapie helfen.“ Emil runzelt die Stirn. „Psycho… was?“ Mama erklärt: „In der Psychotherapie triffst du jemanden, der sich gut mit Gefühlen auskennt. Eine Person, die dir hilft zu verstehen, was in dir los ist.“
Ein paar Tage später macht sie einen Termin bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin – Frau Sommerfeld. Das erste Treffen nennt man ein Erstgespräch. Und schon kurz darauf machen sich Emil, Mama und Papa auf den Weg zu ihr. Als Papa klingelt, öffnet Frau Sommerfeld lächelnd die Tür und begrüßt Emil herzlich.
Ihr Praxisraum ist bunt und gemütlich. Es gibt viele Kissen, Farben, Figuren – und sogar einen Teddy. „Hier geht es um dich“, sagt Frau Sommerfeld. „Du musst nichts Besonderes können. Du darfst erzählen, was du möchtest – oder auch erstmal nur schauen. Alles in deinem Tempo.“
Zu Beginn erklärt sie Emil, dass eine Psychotherapie Kindern helfen kann, wenn sie oft traurig sind oder schlecht schlafen, wenn viele Sorgen oder Ängste im Kopf herumspuken, wenn die Wut schnell groß wird oder etwas Schlimmes passiert ist und man es nicht aus dem Kopf bekommt. Auch wenn man sich allein oder anders fühlt oder denkt, man sei nicht gut genug, kann eine Therapie helfen. „Damit musst du nicht allein sein“, sagt Frau Sommerfeld sanft. „Manchmal wird das Leben schwer. Und genau dafür gibt es die Therapie.“
Sie erzählt Emil, dass sie miteinander sprechen werden und dass sie sehr gut zuhören wird. Zusammen wollen sie herausfinden, was in Emil los ist. Und er lernt kleine Tricks und Ideen kennen, die ihm helfen können, sich besser zu fühlen. Manchmal probieren sie etwas aus, machen eine kleine Übung oder spielen ein Spiel – all das, um zu entdecken, was Emil guttut. „So wie ein Gips einem gebrochenen Arm hilft“, sagt Frau Sommerfeld, „hilft Therapie der Seele.“
„Und etwas ist mir besonders wichtig“, fügt sie hinzu. „Alles, was du hier erzählst, bleibt normalerweise bei mir. Nur wenn es um deine Sicherheit geht, muss ich etwas weitergeben. Und manchmal spreche ich mit deinen Eltern, damit wir dir gemeinsam helfen können.“
Nach einiger Zeit geht Emil schon allein zu Frau Sommerfeld ins Zimmer. Dort sprechen sie über seinen Bauch, seine Gedanken, seine Wut, seine Traurigkeit – aber auch über schöne Momente. Sie entdecken gemeinsam Wege, wie Emil mit Gefühlen umgehen kann. Manchmal lachen sie. Und manchmal weint Emil – und auch das ist in Ordnung. Er spürt, dass er hier sicher ist. Und er kommt gern zu Frau Sommerfeld.
Nach ein paar Wochen merkt Emil, dass der Knoten in seinem Bauch kleiner wird. Er versteht besser, was ihm hilft, und er spürt, dass er nicht falsch ist. Er ist stark – und mutig. Eines Tages lächelt er und sagt: „Ich glaube, in meinem Bauch ist wieder Platz für Schmetterlinge.“ Und tatsächlich – es fühlt sich leichter an.
Manchmal braucht man jemanden, der einem hilft, den eigenen Weg wiederzufinden. Und das ist vollkommen okay.